II. 1919–1956: Von der Gründung des Männergesangvereins "Eintracht" Mechenhard …
Zum 15. Februar 1919 beraumten die drei Sangesfreunde Philipp Vill, sein Bruder Joseph und Karl Zöller im Gasthaus Zum Rad eine Versammlung zur Gründung eines Gesangvereins an. Es erschienen daselbst 29 hiesige Männer, die später allesamt aktive Sänger wurden.
Nachdem Karl Zöller die Versammlung eröffnet und die zahlreich erschienenen Anwesenden begrüßt hatte und der Zweck und die Vorteile eines Gesangvereins erörtert waren, schritten die versammelten Gründungsmitglieder zur Wahl der Vorstandschaft. Zöller schlug Herrn Karl Becker als 1. Vorsitzenden vor. Folgende Männer wurden per Akklamation in die Vorstandschaft gewählt:
1. Vorstand: Karl Becker
2. Vorstand: Joseph Berres
Dirigent: Joseph Vill
Schriftführer: Karl Zöller
Kassier und Conservator: Alois Krug
Beisitzer: Leo Bernard
Beisitzer: Anton Rüttiger
Vereinsdiener: Franz Joseph Heider
Als Gründungs- bzw. Beitrittsbeitrag wurden 2 Mark festgesetzt, welche die Mitglieder sofort beim Kassier zahlten; als Monatsbeitrag 40 Pfennig für Aktive, 50 Pfennig für Passive.
Von Schriftführer Karl Zöller, der im Oktober 1926 nach Amerika auswanderte, stammen die ersten Sätze im Protokollbuch des Vereins, die erkennen lassen, was die Menschen damals bedrückte: "Der unselige Weltkrieg ist zu Ende. Die übriggebliebenen, zurückgekehrten Krieger sehnen sich nach der alten guten Zeit, aber es besteht keine Gelegenheit, die alte Stimmung und den alten Humor in die Gesellschaft bei Alt und Jung zu tragen."
Den neu gegründeten Gesangverein taufte man "Eintracht". Der Name sollte für den engen Zusammenhalt der Mitglieder stehen und war und ist bis zum heutigen Tag Programm für jedes Mitglied.
Beim ersten Vereinsausflug wanderten am Pfingstmontag, 2. Juni 1919, 45 Personen um vier Uhr morgens "unter Begleitung der hiesigen Dorfkapelle. Damenbegleitung gestattet." nach Heimbuchenthal. Unterwegs wäre man beinahe verdurstet, da die meisten Gasthäuser nicht genügend Bier vorrätig hatten.
In der Folgezeit prägten das rege Vereinsleben der "Eintracht" Gesangsproben, gesellige Beisammensein, Ausflüge, Ausschuss- sitzungen und natürlich Auftritte. Hierzu zählten Ständchen, Theaterabende und Gesangsauftritte in Mechenhard sowie auf Festen der benachbarten Gemeinden. Ein Höhepunkt war sicher das 50jährige Jubelfest der örtlichen Feuerwehr im Juli 1929. Von der Musikkapelle unterstützt gestaltete der Gesangverein den Festakt unter der Leitung von Oberlehrer Linus Balling, den man im Mai 1921 als neuen Chorleiter gewonnen hatte. Dieser schrieb auch den Text des von Philipp Vill vertonten "Jubelliedes".
Ab 1924 hatte es im Verein heftige Diskussionen über die Alternative "Klavierbeschaffung" oder "Fahne" gegeben. Als im Jahr 1925 Joseph Becker zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde, fiel die Entscheidung zugunsten einer Fahne. Diese wurde am Pfingstmontag, 24. Mai 1926, bei einem Feldgottesdienst geweiht und dem Fahnenjunker Alois Becker durch den Patenverein, den Gesangverein Klingenberg, überreicht. Fahnenpatin war Klara Börger, der 22 Festdamen zur Seite standen. Die Vereinsfahne der "Eintracht" ist bis zum heutigen Tag Begleiterin bei allen freudigen und traurigen Anlässen.
1933 traf auch den Gesangverein "Eintracht" Mechenhard das erzwungene Zusammengehen mit Sport- und Radfahrerverein. Jedoch hatte die Zwangsvereinigung auf die Aktivitäten der Gesangsabteilung nur geringen Einfluss. Die Musiker sangen, musizierten und feierten wie vorher Feste miteinander. Der Versuch, schon 1938 mit 18 Frauen einen Gemischten Chor zu etablieren, scheiterte wegen des Krieges. Durch die älteren Mitglieder wurde der Chorgesang während des 2. Weltkrieges weitergeführt.
Nach Kriegsende ging der Sportverein "Frankonia" als Erster schon 1945 eigene Wege. Allerdings wollte ein Teil der Sportkameraden mit den Sängern den gemeinsamen Gesang- und Sportverein weiterführen. Aufgrund von Unstimmigkeiten mit der Fußballabteilung wurde das Gebilde jedoch bald aufgelöst. Deshalb belebten auch die Sänger ihre "Eintracht" am 17. Februar 1946 wieder, indem sie mit dem altbewährten Joseph Becker als 1. Vorsitzenden eine eigene Vorstandschaft wählten. Mit den Mitgliedern des Radfahrervereins arbeitete man bis Juni 1951 zusammen; dann trennte man sich freundschaftlich.
Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatten die "Eintracht"-Sänger unter der Leitung von Joseph Vill 1947 bei der Beerdigung von Joseph Becker, der sich als langjähriger Vorsitzender um den Verein verdient gemacht hatte. Bei der Neuwahl im November 1947 wurde beschlossen, die Vereinsführung nur politisch unbelasteten Männern zu überlassen, um keine Schwierigkeiten bei der Lizenzierung durch die Amerikaner zu haben. 1. Vorsitzender wurde Anton Müller.
Im März 1949 wurde der Lehrer Albin Schäfer aus Streit Dirigent des Männerchors; Oskar Stuckert folgte Anton Müller im Amt des 1. Vorsitzenden. Ein Glück für den Gesangverein war die Versetzung des Lehrers Hans May nach Mechenhard, der schon im Dezember 1949 die erste Probe leitete. Dies war der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit (bis 1968).