100 Jahre: Eintracht Mechenhard feiert

Jubiläum: Chöre und Kapelle unter einem Dach – Matinee und doppelte Auszeichnung am Sonntag in Turnhalle

Ve­r­ei­ne mit Ge­sang und Mu­sik un­ter ei­nem Dach gibt es nicht vie­le in Bay­ern. Der Ge­sang- und Mu­sik­ve­r­ein Ein­tracht Me­chen­hard er­hält am Sonn­tag bei sei­ner Ju­bi­läums­ma­tinee zum 100-jäh­ri­gen Be­ste­hen so­wohl die Zel­ter-Pla­ket­te im Be­reich Ch­or­ge­sang als auch die Pro-Mu­si­ca-Pla­ket­te für In­stru­men­tal­mu­sik. Es sind die bei­den höchs­ten Aus­zeich­nun­gen in Deut­sch­land, die der Bun­des­prä­si­dent für Lai­en­mu­sik ver­gibt.

Dass die Eintracht auf der Mechenharder Höhe einmal ihren 100. Geburtstag feiern kann, erscheint mit Blick auf die Anfänge nicht selbstverständlich, hatten die sieben jungen Burschen, die schon 1885 in dem Spessartdorf eine Kapelle gründen wollten, einen gewichtigen Widersacher: »Wer eine Teufelsmusik macht, kann nicht auch noch Kirchenmusik machen!« Mit diesem Machtwort des Ortspfarrers Ignaz Frankenberger war der erste Gründungsversuch gescheitert.

 

Weltliche und kirchliche Musik

Im Mai 1900 aber wagten es Philipp Vill, Joseph Rüttiger, Alois Berninger, Ignaz Berninger, Leo Bernard, Ludwig Bernard und Anton Heider erneut. Bereits im Gründungsjahr begleiteten die Musikanten an Maria Himmelfahrt die Wallfahrer nach Röllbach zur Maria-Schnee-Kapelle, spielten zur Kirchweih zum Tanz auf - und bewiesen somit doch, dass weltliche und kirchliche Musik vereinbar sind.

Da jedoch die Ratenzahlungen für Instrumente die Musiker, die zur Ausbildung in Rück selbst den acht Kilometer langen Fußweg nicht scheuten, sehr belasteten, war an Notenkauf nicht zu denken. Ein Segen war daher der Mechenharder Vollblutmusiker Philipp Vill, der mit eigenen Märschen und Konzertstücken aushalf; als Komponist und Heimatdichter sollte Vill, der knapp 80, teils sogar vom Rundfunk übertragene Lieder schuf, später als »Spessartsänger« Bekanntheit erlangen.

Nach einer vierjährigen Zwangspause aufgrund des Ersten Weltkriegs führten die heimgekehrten Musiker die Kapelle weiter. Hinzu kam, dass wiederum Philipp Vill mit seinem Bruder Joseph sowie Karl Zöller am 15. Februar 1919 im Gasthaus Zum Rad eine Versammlung zur Gründung eines Gesangvereins anberaumte. Die 29 Gründungsmitglieder wurden zugleich auch aktive Sänger.

 

Humor in Gesellschaft tragen

Von Schriftführer Karl Zöller, der 1926 nach Amerika auswanderte, stammen die ersten Sätze im Protokollbuch des Vereins, die erahnen lassen, was die Menschen damals bedrückte: »Der unselige Weltkrieg ist zu Ende. Die zurückgekehrten Krieger sehnen sich nach der alten guten Zeit, aber es besteht keine Gelegenheit, die alte Stimmung und den alten Humor in die Gesellschaft bei Alt und Jung zu tragen.«

Der neue Gesangverein wurde auf den Namen »Eintracht« getauft, der für den engen Zusammenhalt der Mitglieder stehen sollte. Der erste Vereinsausflug führte 45 Mechenharder 1919 »unter Begleitung der hiesigen Dorfkapelle, Damenbegleitung gestattet« nach Heimbuchenthal.

Der Versuch, schon 1938 mit 18 Frauen einen Gemischten Chor zu etablieren, scheiterte wegen des Zweiten Weltkrieges. Ganze sieben Musikbegeisterte hielten nach Kriegsende das Fähnlein der Kapelle hoch und auch die Sänger belebten ihre »Eintracht« im Februar 1946 nach Auflösung des 1933 erzwungenen Zusammenschlusses aller örtlichen Vereine zur »Nationalen Gesang- und Sportvereinigung« wieder.

Da man seit jeher ohnehin - schon aus musikalischen Gründen - eng zusammengearbeitet hatte, vereinigten sich die Musiker der Kapelle und die Sänger des Gesangvereins am 18. Februar 1956 zum Gesang- und Musikverein Eintracht. Der bis heute bewährte Zusammenschluss legte den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft für Blasmusik und Chorgesang in Mechenhard.

Und von wegen Teufelsmusik! Mit dem neuen Pfarrer, Dekan Monsignore Erwin Happ, der ein großer Musikfreund war, wehte ein ganz anderer Geist: Happ unterstützte den Aufschwung des Vereins, den die Gründung einer Jugendkapelle 1959 gebracht hatte, er leitete Flötengruppen mit Schulkindern und rief 1962 einen Gemischten Chor ins Leben. Dieser prägt neben der Musikkapelle bis heute das Gesicht der Eintracht, die im kulturellen Leben der Stadt und darüber hinaus eine feste Größe ist. Benjamin Bohlender

 

 

Hintergrund: Jubiläumsmatinée am Sonntag

Anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Gesang- und Musikverein "Eintracht" Mechenhard findet am Sonntag, 20. Oktober 2019, in der Mechenharder Turnhalle eine Jubiläumsmatinée statt. Der Festakt beginnt um 10.30 Uhr.

Zuvor ist um 9 Uhr in der Pfarrkirche St. Josef ein Festgottesdienst. Bei der anschließenden Kirchenparade ziehen die Gäste mit Marschmusik zur Turnhalle.

Vorsitzende Barbara Markert hält die Festansprache und Benjamin Bohlender lässt in einem Vortrag anhand alten Archiv- und Bildmaterials die Vereinsgeschichte der "Eintracht" Revue passieren.

Als Höhepunkt im Programm ist die Verleihung der Zelter- und Pro Musica-Plakette durch Schirmherr Landrat Jens Marco Scherf angekündigt. Außerdem werden Mitglieder geehrt. Die Feierstunde, die von Chor, Kapelle und dem Nachwuchs vom "Mechenharder Blechhaufen" musikalisch gestaltet wird, klingt bei einem Umtrunk aus. (bbo)

Die Fotoaufnahme aus dem Jahr 1900 zeigt die sieben Gründungsmitglieder der Musikkapelle Mechenhard zusammen mit ihrem Ausbilder.